Der Name "Schuttig"
Der Elzacher Ehrenbürger Karl Siegfried Bader kam während seiner Forschungen über das Kondominat im Prechtal auch mit Elzach und seiner Fasnet in Kontakt. Wie viele andere war er fasziniert vom Elzacher Narrentreiben. Stolz hat er einmal geschrieben, da er ja Ehrenbürger der Stadt Elzach ist, dürfte er ja auch „als ehrbarer Schuttig“ Fasnet machen. Ob er es tatsächlich getan hat, wissen wir nicht. Aber er hat auf jeden Fall über den Namen „Schuttig“ geforscht und herausgefunden, weshalb der Schuttig „Schuttig“ heißt.
Im Jahr 1963 hat er darüber einen Aufsatz in der Zeitschrift des Breisgauer Geschichtsvereins „Schau-Ins-Land“ veröffentlicht:
Karl Siegfried Bader hat nachgewiesen, dass der Name „Schuttig“ von „Schurtag“ kommt. „Schurtag“ ist eine alte Bezeichnung für den Aschermittwoch. Dieser Name wiederum stammt vom oberdeutschen Begriff „schuren“ für „anschwärzen“ oder „mit Ruß beschmieren“. Am Aschermittwoch wird den Gläubigen im Gottesdienst ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. Sie werden also in der Kirche sozusagen „geschurt“.
An diesem Tag wurden den Bürgern aber auch Lebensmittel (z.T. auch Geld) als Gegenleistung für Frondienste zugewiesen, die bei einem gemeinsamen Festmahl verzehrt wurden. Die Teilnehmer dieses Mahls wurden als „Schurtagsgesellschaft“ bezeichnet. Aus der Bezeichnung für einen bestimmten Tag wurde allmählich eine Bezeichnung für die Feiernden. Im Dialekt hieß der Schurtag „Schurtig“, daraus wurde dann „Schuttig“.
Der Aschermittwoch war ein wichtiger Termin für die Bevölkerung, weil sie eben an diesem Tag die oben erwähnten Lebensmittel erhielt. Auf diese – und natürlich auch auf das gemeinsame Fest – wollte sie auf keinen Fall verzichten. Außerdem war die Grenze zwischen Fastnacht und Fastenzeit fließend. Vielleicht hat man irgendwann das gemeinsame Mahl am Aschermittwoch einfach als Fortsetzung der Fastnacht gesehen. Die Teilnehmer an diesem Mahl hatten ja vorher auch Fastnacht gemacht. Und daher nannte man irgendwann nicht nur die Aschermittwochsgesellschaft, sondern die Fastnachtsnarren grundsätzlich „Schuttig“. Und noch später verwendete man diese Bezeichnung nur noch für eine ganz bestimmte Narrenfigur: den heutigen Schuttig.
Eine konkrete Narrenfigur mit dem Namen „Schuttig“ gibt es nur in Elzach. Aber in der Nachbarschaft – in manchen Orten des Kinzigtals und der Ortenau – nennt man die Leute, die aktiv Fastnacht machen, „Schudi“. Das ist dasselbe wie „Schuttig“. (So heißt z.B. der Sonntag im Elztal „Sunndig“ und in der Ortenau „Sundi“ – das ist dasselbe Prinzip wie „Schuttig“ – „Schudi“.) Die „Schudi“ im Kinzigtal und in der Ortenau sind keine festen Narrenfiguren wie der Elzacher „Schuttig“, sondern verkleidete Personen, die z.B. als Moritatensänger in der Wirtschaft oder als Akteur auf der Bühne bei der Saalfastnacht einen Beitrag zur dortigen Fastnacht leisten.